Samstag, 1. Dezember 2012

What a shame the poor groom's bride is a whore.

Am liebsten würde ich jede einzelne, deiner perfekt gelockten Strähnen anzünden. Dir dabei zusehen wie du mit brennendem Kopf und deinen bescheuerten Rehaugen vor mir stehst und heulst. Wie die Tränen deinen schlechten Lidstrich zerstören und langsam über deine dicken Pausbäckchen kullern. Du würdest schluchzen und schreien und jeder würde deine normale Stimme hören, nicht dieses piepsige Getue dass du aus deinem fetten Hals raus presst. Jeder würde hören wie armselig und kleingläubig du bist. Dein von Drogen zerstörter Körper würde langsam auf den Boden sinken und dein albernes Kinderkleid würde bereits in Flammen stehen, bevor du zittrig und erschöpft mit deinen weißen Wurstfingern nach meinem Bein greifst. Bittest und bettelst und so tust als würde dir all das ja so unglaublich leid tun. Wie. Dir. Es. Immer. Leid. Tat.
Ich würde einfach nur lachen und dich angeekelt abschütteln, mit einem großen Schritt über dich hinwegtreten und keinen Blick zurück verschwenden, auf ein Mädchen, dass niemals das war, wofür ich sie hielt.

Dienstag, 27. November 2012

Und wenn ich dich schon so verlier, dann nimm den Regen mit.

 ...



Halb lachend schließe ich das Chatfenster und schüttel kaum merklich den Kopf. Ist das sein verdammter ernst? "Wenn du irgendwie kannst, dann ruf an. Ich möchte mich bei dir entschuldigen." Aufgebracht stürme ich durch die Hügellandschaft aus Klamotten, die in meinem Zimmer wütet, raus auf den Balkon. Der Wind der durch meine (mittlerweile eher grünen als blauen) Haare weht, scheint mich wirklich abzukühlen. Vielleicht ist es aber auch die dritte Zigarette, ich bin mir nicht ganz sicher. Die dunkle Jahreszeit hat begonnen und vor meinem Haus wurde eine neue Laterne angebracht, jetzt muss ich mich nicht mehr alle zwei Meter umdrehen, wenn ich Freitagnacht von der Bahn nach Hause gehe und befürchte, hinter jeden Ecke deinen verstrubbelten Haarschopf zu erkennen. Ich schlinge meine weißen Arme schützend um meine Taille, seit meine Jacke urplötzlich in der Altstadt verschwand (zusammen mit meinem Handy, Ipod und meinem Schlüsselbund.) ist es viel zu kalt um draußen zu stehen und zu rauchen, vielleicht sollte ich es ohnehin langsam aufgeben, aber was täte ich dann mit meinen Händen wenn ich zitternd am Gleis stehe und hoffe dir nicht plötzlich über den Weg zu laufen? Reden wir darüber nach Silvester. Gute Vorsätze. Ja. Genau. Ich hol mir ein Bier aus dem Kühlschrank und gehe zurück in mein Zimmer, werfe mich polternd auf mein Bett, schalte die bunte Lichterkette an die über meinem Bett befestigt ist und starre an die Decke. "Ich möchte mich bei dir entschuldigen." Du hättest mich erst dann verlassen sollen, als ich so weit war. In meinem Kopf drehen sich Vermutungen und Theorien, darüber, wie es dir wohl gehen mag, wie Tänzer in einem zugemüllten und verwüsteten Tanzsaal. Wie soll es dir schon gehen, hm? Ich hab alles zerstört was bedeutung hatte, nur ging ich dabei selbst verloren. (Ich hoffe du findest mich nicht, ich wüsste nicht was ich sagen sollte, nachdem wir keuchend in deinem Bett liegen.) Wie von selbst greift meine Hand zum Telefon, hält mitten in der Bewegung inne, als würde sie mich fragen: "Stop. Was zum Teufel tust du da?" doch ich atme nur tief ein und wähle mit geschlossenen Augen eine Nummer, die ich wohl nie in meinem Leben vergessen werde.

"Hallo?"
"Hi."
"Uhm, Hi?"
"Du sagtest, ich solle anrufen."
"Was, oh. Oh."
"..."
"Ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich anrufst."
"Ich auch nicht."

Die Gewissheit dass du meine Stimme vergessen hast trifft mich unerwartet und kalt, doch ich weiß, dass jede Faser deines Körper versucht hat mich, und alles was mit mir zutun hatte, zu vergessen.
Es folgt das alte Spiel, man erzählt sich was die letzten Monate passiert ist. Man versucht seine Theorien bestätigt zu kriegen und ab und zu lacht man sogar. Um der alten Zeiten willen, hm? Diese Zeit hat nie aufgehört.

"Und, bist du noch mit ihr zusammen?"
"Nein, nein."
"Hm."
"Ich hab sie geliebt, aber ich konnte mich nie in sie verlieben."
"Das verstehe ich nicht."
"Echtes verlieben und lieben, sowas passiert nur ein Mal im Leben."

Beim letzten Wort bricht deine Stimme, und keines meiner Worte hätte sie wieder zusammen setzen können. Nun ist es an mir etwas zu sagen, etwas aufbauendes, etwas das Hoffnung gibt, oder zumindest Vertrauen oder irgendwas dass dir zeigt, dass ich mich noch an früher erinnern kann.

"Hm, ja. Ich weiß."
"Weißt du, mit ihr hat es einfach funktioniert. Es hat geklappt. Alltag. Routine. Es war ein Leben."
"Ja, ich weiß was du meinst. Es war normal. Etwas, dass konstant ist im Leben."

Eine kleine Stimme in meinem Kopf ergänzt noch still und leise: "Etwas, das wir nie hatten."
Ich muss schlucken. Du merkst, dass ich grüble und wechselst schnell das Thema.

"Wie war dein Leben ohne mich, hm?"
Wir lachen ein bisschen, es klingt so unglaublich daher geschwafelt, dass ich rosa Einhörner kotzen könnte.
"365 Tage lang, hab ich geatmet."

Ich erzähle von meinem Abschluss, von dem unglaublichen Kleid das ich trug, und den grausam hohen Schuhen. Von Lesungen und betrunkenen Männern die mir sagten, wie schön meine Augen sind.
Zwischendurch rutscht mir das ein oder andere Wort raus, das einen glücklichen Moment umreißt und ich fühle mich schuldig, wenn ich an all deine Narben denke. Du ärgerst mich ein bisschen, und ich versuche mich daran zu erinnern, wann wir das letzte Mal so gelacht haben. So ehrlich. Ohne die Angst dass jeden Moment alles wieder einstürzen könnte.

"Bist du kein Planet mehr?"
"Doch, ich bin der Mond."
"Hör auf damit."
"Es ist so."
"Du bist dumm."
"Vielleicht."

Du stockst kurz und ich überlege worüber ich als nächstes reden könnte, um das Thema von meinem äußeren vielleicht auf mein inneres zu lenken.

"Jeder der dir nicht das Gefühl gibt, attraktiv zu sein, ist dumm."

Ich muss Lächeln. Wir scherzen und ich sage irgendwas in Richtung, ha, das war ja fast schon süß, während du müde lachst und sowas sagst wie, ja, das war auch fast ein bisschen ernst gemeint.
Mein Handy vibriert, SMS, Menschen die meinen sie könnten noch mitreden in meinem Leben, fragen mich, ob ich am Wochenende Trinken gehe. Ich drücke auf "Schließen" und mein Blick fällt auf die Uhr.

"Ich kann nicht fassen, dass es schon drei Stunden sind."
"Ich kann nicht fassen, dass es schon drei Jahre sind."



...












Sonntag, 25. November 2012

Dienstag, 10:50.

Breite Fratzen starren mich an, ihre schlammigen Augen werden immer größer und größer, lange, knorrige Arme strecken sich mir entgegen und verzerrte Stimme bitten mich inständig aufzuhören, mir die Hände blutig zu kratzen. Wo ist die verdammte Erdanziehung hin? Warum hab ich das Gefühl ich würde jeden Moment abheben und in den Himmel steigen, wenn ich nicht im Sekundentakt auf den Boden stampfe? Die Laute der Welt um mich herum fressen sich durch meinen Gehörgang in mein Hirn und wüten wie ein Tornado durch meine Synapsen. Es. Ist. So. Verdammt. Laut. Hier. Ich schreie aber spüre nur den Schmerz der aufgerissenen Mundwinkel und selbst der ist so minimal, dass ich meine Nägel nur tiefer in meine blutigen Handrücken ramme. "Hör auf zu kratzen, Sue. Hör auf verdammt, denk an deine Blutverdünner." Ich denk an gar nichts. Dicker Nebel scheint sich in mir breit zu machen und sich in jedes meiner Glieder zu schleichen, ich will nur noch schlafen. Kalte Hände packen mich und ziehen mich durch den leeren Flur meiner Schule. "Wir haben eine Ärztin geholt, beruhig dich, sie ist gleich da." Mein Körper versucht mit allen Mitteln ein "Nein" zu formen, bei jeder Berührung würde ich mir am liebsten die Haut vom Fleisch ziehen und anzünden. Wieso versteht denn niemand, dass das alles nur ein Traum ist? Sehen sie denn nicht, dass alles hier nicht echt ist? Aus den kratzenden Bewegungen meiner schwarz lackierten Nägel wird ein kneifen. "Wach auf, los. Wach endlich auf aus diesem Albtraum." Ich flüstere mir selbst zu und habe das Gefühl etwas in mir drin will antworten, doch es kann nicht, weil zwischen ihm und mir zu viel unnötige Haut, Fleisch, Fett und Knochen sind. Ich schlage mir rhytmisch und mit voller Wucht auf den Brustkorb. Die Bitten meiner Mitmenschen, ich solle doch endlich zur Vernunft kommen, höre ich nicht mehr. Meine Seele häutet sich und schrumpft. Langsam merke ich wie sie sich langfingrig aus den Ecken meines Körpers zieht und sich zu einem kleinen, silbernen Klumpen zusammen rollt, der sich zitternd hinter meinem rasenden Herz versteckt. Was. Ist. Nur. Los. Mit. Mir. Ich sehe auf meine Schuhe, Chucks, sind das meine Füße darin? Ich habe das Gefühl es ist unmöglich dass ich diejenige bin, die es schafft, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ein weißer Kittel kommt auf mich zu. "Hallo, hören sie mich? Alles wird gut. Setzen sie sich." Ich erkenne ihr Gesicht nicht, ich kann es nicht ansehen. Ich habe Angst. Ich habe Angst ihr in die Augen zu sehen. Ich habe Angst dass sich die Welt gleich andersrum dreht und ich die einzige bin die es merkt. Ich habe Angst nicht mehr nach Hause zu finden. Ich habe Angst davor, meine Stimme zu hören. Ich habe Angst davor, dass ich verbrenne unter Händen die nur helfen wollen. Ich habe Angst vor den Reaktionen, wenn all das vorbei ist. Ich habe Angst, dass all das niemals vorbei gehen wird. "Erzählen sie mir von ihrer Familie, haben sie einen Freund?" Ihre Stimme ist ruhig. BEruhigend. BEängstigend bin nur ich, neben mir weinen Freunde die für mich da sein wollen. Das hätte alles niemals passieren dürfen. Ich schlucke schwer und versuche das Zittern meiner Hände zu unterdrücken, E. reicht mir ein nasses Taschentuch und deutet damit auf meine blutüberströmten Handrücken. Ich kann es nicht greifen, ich weine wieder, ich gebe mir eine Ohrfeige, ich beruhige mich. "Ja." Ich flüstere, die weiß gekleidete Frau gibt mir Zeit und Hoffnung und Ruhe und sitzt ganz still auf ihrem kleinen Stuhl und schaut mich freundlich an. "Ja, ich habe einen Freund." Sein Gesicht schiebt sich zwischen meine Gedanken, meine Heimat sind seine Arme und alles was ich will ist endlich nach Hause zu können. "Und, taugt er was?" Sie lacht ein bisschen, E. und S. die mich beide flankieren stimmen mit ein und hören abprubt auf, als sie merken, dass ich nicht lache. "Er ist nett." Sagt E. Sie lügt, sie mag ihn nicht, ich weiß das. Sie weiß das. Die Frau fragt mich nach meiner Familie, ich antworte in abgehackten Sätzen. "Ja." "Nein, er ist tot." "Ja, 22 und 31." "Am Flughafen." "Nein, seit Dezember 2004 nicht mehr." "Ja, sie ist toll." Mein Herzschlag normalisiert sich. Zum ersten Mal hebe ich meinen Kopf und sehe in das Gesicht der Frau gegenüber. Sie hat pudrige, hellbraune Haut und weiche Gesichtszüge. Ihre blond gesträhnten Haare fallen in perfekten Wellen über ihre zierlichen Schultern. Sie hat ihre Lippen mit einem Konturenstift nachgezogen und ihre Brauen minimal gezupft. "Es geht ihnen langsam besser, oder?" Sie lächelt mich an und bietet mir einen Kaffee an. "Ich will rauchen." Sage ich, wieder Gelächter. Es wird mir erlaubt, schwankend verlasse ich das große, helle Zimmer mit der Liege und trete raus auf den Hof. Wie einstudiert zücken S. und E. gleichzeitig eine Zigarette und halten sie mir mit einem halben Lächeln hin. S. zittert und E. beißt auf ihre Unterlippe. "Schon gut." Raune ich, fische mir eine Benson & Hedges aus meiner Jackentasche und halte zittrig das rote Feuerzeug an ihr Ende. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Augen schließen. Ich hab es geschafft. Mal wieder.


Freitag, 23. November 2012

28064212



Fand einen alten Brief an dich, indem ich mich fragte wieso man nicht einfach etwas Glück und THC in unser Blut rührt, bevor man uns in diese verdammte Welt schickt.
Meine Schrift hat sich verändert und mittlerweile wünschte ich, ich könnte mein Hirn auswringen und auch den letzten Rest von damals einfach abtropfen lassen.
Fand beim aufräumen Fassungen von Abschiedsbriefen an Menschen, die mittlerweile nicht einmal mehr Teil meines Lebens sind. Tausend zerknüllte Versionen in einem Karton unter meinem Bett. Zerrissene Fotos und Konzertkarten.



Einaudi spielt im März in Düsseldorf.

Donnerstag, 22. November 2012

I don't really know what kind of girl I am.

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Juno. Zum 26 Mal dieses Jahr. Kimya Dawson, The Moldy Peaches, Cat Power.
Alleine in einem dunklen Zimmer zu sitzen, und einen Film mitzusprechen, der mehr ist als das, kann so unglaublich jämmerlich wirken, dass man dazu Wein trinken muss. Lieblichen Rotwein. (nicht von der Tanke.) Die Tatsache dass ich in gut zwei Wochen Geburtstag habe zieht ziemlich stumm an mir vorbei. Bon Iver ist auch nicht mehr das, was er mal schien zu sein, als ich noch verliebt war. Und Birdy würde ich am liebsten mit gestrecktem Bein ins Gesicht springen.

Es gibt nicht viel zu sagen. Reden strengt an, sich zu rechtfertigen, warum man nicht redet, noch viel mehr. Momentan ist Schlaf das einzige konstante, auf das ich mich freue.
Schlafen und Träumen und Rauchen. Es ist nicht so, als würde ich mich verstecken.
In meinem Bett bin ich einfach nur sicher vor dem, was du mal warst.

Mittwoch, 21. November 2012

I kiss you on the brain, in the shadow of the train.

Es ist Winter. Mittlerweile verstecke ich mein gepudertes Gesicht hinter einem schweren, schwarzen Wollschal und lasse einzelne, blaue Haarsträhnen aus meiner Bommelmütze blitzen. Die klare Luft flutet meine Lungen und wenn die Bahn über den Rhein fährt leuchtet alles so unglaublich bunt, dass ich gar nicht an den Ort zurück will, der sich Heimat nennt.

Schreiben fällt mir schwer. Ich hab das Gefühl mir hängen Eiszapfen von der Schädeldecke die keinen klaren Gedanken durchlassen und einfach nur stechende Kopfschmerzen verursachen.
Bloggen ist quasi Hirnsperrmüll. Oder Herz. Je nachdem. Momentan bin ich mehr Kopfmensch als alles andere. Es gibt jedoch Momente in denen ich mir am liebsten mein Herz raus reißen würde, um es Menschen entgegen zu strecken, damit es ihnen sagen kann, wie es mir wirklich geht.

Ich verband meine blutenden Hände und machte Peggy Sue an.
http://www.youtube.com/watch?v=s8cf1wXVSi0


Lover gone, this song is a good one
In four years I'll be anyone

 but for four years long I was there where you are
Lover gone, this song I swear is a kind one
Cos the words I sing you once helped me write

 and the fear I feel you once helped me fight